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Überblick

Anlässlich des in China am 2. September 2015 begangenen 70. Jahrestages der Kapitulation des japanischen Kaiserreiches feierte die Volksrepublik den „Sieg des chinesischen Widerstandes gegen die japanische Aggression und des antifaschistischen Weltkriegs“ mit der größten Militärparade in ihrer Geschichte. Im japanischen Parlament wurde am 18. September – trotz massiver Widerstände aus der Opposition und der Bevölkerung – der Weg für ein Gesetz freigemacht, das japanische Militäreinsätze im Ausland ermöglicht. Dieses Datum ist in der chinesischen Erinnerungskultur als „Tag der nationalen Erniedrigung“ fest verankert, da am 18. September 1931 japanische Truppen widerstandslos die Mandschurei besetzen konnten. Der japanische Premierminister Abe Shinzsprach am 14. August 2015 in seiner Rede zum Jahrestag des Endes des 2. Weltkriegs, an den in Japan am 15. August erinnert wird, zwar den Opfern seine Anteilnahme und sein Mitgefühl aus, nannte aber noch vor den Kriegsopfern in China, Südostasien und den pazifischen Inseln die Toten, die Japan vor allem in Nagasaki, Hiroshima, Tōkyō und Okinawa zu beklagen hatte.

Diese Ereignisse zeigen, dass es in Ostasien weder einen Konsens zur Bewertung des 2. Weltkrieges gibt noch eine gemeinsame Erinnerungskultur. Von Vergessen und Vergeben kann keine Rede sein. In China bezeichnen selbst junge Nachgeborene die Einwohner des Nachbarlandes immer noch als „japanische Teufel“.

Die Ringvorlesung soll verschiedene Aspekte der Folgen des 2. Weltkrieges in Ostasien darstellen und diskutieren. Staatliche Akteure sind neben Japan und der VR China auch Taiwan sowie die beiden koreanischen Staaten. Auf zivilgesellschaftlicher Ebene setzen sich verschiedene Erinnerungskollektive und politische Bewegungen für ihre Versionen der Ereignisse ein. Die Schwerpunkte hierfür liegen in den Bereichen Geschichte und Geschichtsschreibung, juristische Aufarbeitung, Erinnerungskultur sowie Populärkultur.

Themen und Termine

12.04.2016

Das Nanjing-Massaker: Repräsentation und Narrative

  • Felix Wemheuer, Universität zu Köln

19.04.2016

Stalins Strategie für China als Zentrum Ostasiens: Die sino-japanischen Verhältnisse nach 1945 aus Sicht der KPCh und der KPdSU

  • Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Universität Wien

26.04.2016

Chinese Cinema in the Post-Cold War Era and the Legacy of the Sino-Japanese War

  • Martin Gieselmann, Universität Heidelberg

03.05.2016

Schwebende Mädchenkleider und weinende tokkotai-Flieger - zur Kriegserinnerung in der zeitgenössischen Kunst Japans

  • Lena Fritsch, Tate Modern

10.05.2016

Civil Society and the Politics of War Memory in Japan: How Do You Make Your Voice Heard?

  • Kamila Szczepanska, Ruhr-Universität Bochum

24.05.2016

Grassroots Facism: The War Experience of the Japanese People

  • Ethan Mark, Leiden University

31.05.2016

Warum weiterhin Kalter Krieg auf der koreanischen Halbinsel?

  • Eun-Jeung Lee, FU Berlin

07.06.2016

Sehnsuchtsort und Zankapfel - Die Mandschurei und ihre Rolle in den japanisch-chinesischen Beziehungen

  • Anke Scherer, CBS Köln

14.06.2016

No more Hiroshimas! - Das Atombombengedenken und seine Bedeutung für Japans Umgang mit der Kriegsniederlage

  • Stefanie Schäfer, FU Berlin

21.06.2016

The Chinese Postwar: The Making of Global Order and Domestic Disorder in East Asia, 1945-49

  • Rana Mitter, University of Oxford

28.06.2016

Gefallenengedenken in Japan seit 1945 - Kontinuität und Neubeginn

  • Tino Schölz, Universität Halle

05.07.2016

Leaning to the Left: the Political Reorganisation of Chinese Women Activists within the CCP United-Front Framework during and after the War

  • Vivienne Guo, Universität zu Köln

12.07.2016

Hunger, Restraint und Indulgence: Food in the Asia-Pacific War (1937-1945)

  • Katarzyna Cwiertka, Leiden University